Sonntag, 28. November 2010

Prolog


Gewidmet:
Vor allen Dingen meiner allerersten Patientin Frau N., die vermutlich einige Tage nachdem ich sie transportiert habe, an ihrer Lungenentzündung verstorben ist. Außerdem den vielen anderen Patienten, an denen ich üben durfte, die mir ihre Lebensgeschichte erzählt haben, die mich beschimpft, bespuckt, begrabscht und angekotzt haben, die mir Trinkgeld gegeben haben und die sich partout nicht helfen lassen wollten…

Danke an meine Kollegen und Freunde.


Prolog
Rettungsdienst ist knallhart. Wer im Rettungswesen arbeitet weiß, dass es mehr ist als nur in seiner Freizeit ab und zu dem Patienten die Hand zu halten und sich dessen Lebensgeschichte anzuhören. Und es ist weniger als Baywatch und Emergency-Room. Rettungsdienst ist Scheiße, Pisse und Kotze. Und ab und zu ein bisschen Blut. Rettungsdienst ist fette Menschen aus dem 5 Stock eines Altbaus ohne Lift in einem kaputten Stiegenhaus runterzutragen und sich dabei mit einer an Manie grenzenden Leidenschaft den  Rücken zu ruinieren. Rettungsdienst ist dort draufzugreifen wo kein normaler Mensch mehr hinfassen möchte. Im Rettungsdienst oder anderen Organisationen wie der Feuerwehr, der Polizei und ähnlichem zu arbeiten, hat irgendwie etwas von „behind the scenes“ sein. Wer seine Uniform trägt darf sich auf nichts verlassen und muss mit allem rechnen. Vorallem aber damit, dass es schon nicht so schlimm sein wird.
Mit den nachfolgenden Sätzen, Zeilen und Seiten möchte ich eine Lanze für unser doch – alles in allem – gutes Rettungssystem brechen und für die Menschen, die Tag für Tag ihr eigenes Leben hintan stellen um den Leuten da draußen dasselbige zu erleichtern ein gutes Wort einlegen. Denn auch wenn sie unfreundlich sind: Sie machen ihren Job. Ohne Rücksicht auf Verluste.
 Abschließend möchte ich noch betonen: Es gibt so viele Sanitäter, die so viel mehr zu erzählen hätten als ich. Leider fehlt den meisten von ihnen aber wohl die Zeit und die Ruhe ein Buch zu schreiben. Sofern sie dieses Buch lesen hoffe ich, dass ich stellvertretend für sie den einen oder anderen Satz niedergeschrieben habe. Darüber hinaus ist dieses Buch meine Liebeserklärung an die Notfallmedizin, mit all ihren grausigen und bösartigen, lustigen und berührenden Seiten. Rettungsdienst ist meine Leidenschaft und ich kann mir nicht vorstellen  die Uniform jemals an den Nagel zu hängen. Niemals.  Nachfolgend werde ich auf gegenderte political correctness verzichten. Wir sind hier nicht auf einem bunten Ponyhof sondern bei der Rettung, wo es in erster Linie um geschlechtsneutrale Leistung geht. Und danach kommt lange nichts.

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