Mittwoch, 16. Februar 2011

Aus dem Verbandskästchen: Zivi con Carne

Zur Einstimmung: Gerne erzähle ich hier die Geschichte von dem Zivi, der – rein des Umstandes wegen, dass er mich so genervt hat – sicher Schuld dran haben wird, dass mein Leben um drei Jahre verkürzt ist. Ich nenne ihn hier einfach Patrick, nach Spongebobs bestem Freund:

Es gab „von oben“ die Order, mit Patrick gemeinsam zu üben da dieser bei der Sanitäterprüfung durchgefallen sei. Vor uns stand dann also ein hagerer Kerl, der eine Stunde zu spät gekommen ist (wir haben hierfür extra unsere Freizeit geopfert) und uns den Eindruck vermittelte, als hätte er ein bisschen zu oft an einem Joint gezogen. Später haben wir gemerkt, dass der Kerl einfach so ist.
Wir haben einige Fallbeispiele mit ihm gemacht und ein wenig Sanitätstechnik geübt, ich habe theoretisches Wissen abgefragt und wir kamen zu dem Schluss: Tatsächlich – ein Idiot. Der wird die Prüfung nicht schaffen, selbst wenn wir noch 200 Fallbeispiele machen. Aber solange wir ihn nicht als Zivi zugeteilt bekommen, ist ja alles gut (…).
Ein weiteres Mal mussten wir noch mit ihm üben, bis er dann das Dritte Mal durchgerasselt ist. In der naiven Annahme dass damit alles ausgeschöpft sei, waren wir erstmal beruhigt, dass der Menschheit dieses Unglück erspart geblieben ist.
Drei Monate später stand Patrick vor uns und krakehlte: „Ich verbring meinen restlichen Zivildienst bei euch.“
Juppiduh. Als geprüfter Rettungssanitäter.

Patrick hat oft von seinen Ideen zur Verbesserung der Welt erzählt, dass er alle Banken sprengen und nur noch den Tauschhandel akzeptieren würde. Natürlich liegen ihm die Frauen zu Füßen und wenn er erstmal den Führerschein hat (noch so etwas, das der Menschheit hätte erspart bleiben können), wird er noch mehr Mädels bekommen. Ja, ganz bestimmt, Patrick.
Zu allem Übel haben sich zusehens mehr Freiwillige Mitarbeiter geweigert, mit ihm gemeinsam Dienst zu machen. Auch uns fiel es zusehens schwerer sein intraaurikuläres Vakuum zu ertragen. Ein Gros der Ereignisse habe ich bereits erfolgreich verdrängt, gerne denke ich aber noch an die Tage im Schönbrunner Tiergarten, wo Patrick mich neun Stunden lang geistig gefoltert und vergewaltigt hat. Und die definitiv beste Geschichte ist jene, als ich im Büro gesessen bin, einen Brief verfasst und ausgedruckt habe und ihn in ein nicht-frankiertes Kuvert gesteckt habe. Ich wusste um Patricks mentales Manko und habe ihm also genau erklärt „Patrick, du nimmst diesen Brief, gehst damit zur Post…“ – den Weg zur Post habe ich selbstverständlich in aller Ausführlichkeit erklärt und auch dass er anrufen soll wenn er das Postamt nicht finden sollte – „… und gehst zum Schalter. Du sagst ‚Bitte eingeschrieben aufgeben’, bezahlst, nimmst die Rechnung und kannst dann Pause machen. Die Rechnung bringst du mir, die ist wichtig. Und wenn irgendwas ist, ruf mich bitte einfach an – in Ordnung?“
Patrick hat bejaht und ging von dannen. Eine Stunde später (mit Pünktlichkeit hatte es der junge Mann ja nicht so) kam er wieder, erzählte heroisch und ohne Punkt und Komma was für heiße Mädels er da draußen gesehen hat. Nachdem ich fasziniert ganze zwei Minuten lang versucht habe zu Wort zu kommen, habe ich neben seinem Gesicht in die Hände geklatscht und „Patrick… die Rechung – wo ist die?“ gefragt. Er lacht und sagt „Welche Rechnung? Ich dachte du machst einen Spaß!“
…Meine darauffolgende eindringliche Befragung hat ergeben, dass Patrick den Brief einfach in den Briefkasten geworfen hat und sich dachte, das Geld wäre sein Trinkgeld. Ich habe ihm zwanzig Sekunden Vorsprung und den Rat gegeben, diesen auch zu nutzen da ich für nix mehr garantieren kann.
Patrick war dann weg. Nach zehn Minuten stand er vor mir, mit einer Rechnung in der Hand. Von der Post. Er meinte, er hätte den Postbeamten gebeten den Kasten aufzumachen und den Brief rauszuholen. Ich habe keine Ahnung was er gemacht hat, habe in weiser Voraussicht die eingescannten Unterlagen neuerlich ausgedruckt und gefaxt. Auf die Frage, ob er schon jemals einen Brief versandt hätte, meinte er dass dies ausschließlich seine Mutter für ihn übernehmen würde. Ahja.
Und das ist nur eines von den vielen kleinen Highlights aus Patricks fünfmonatiger Anwesenheit bei uns. SO EINEN hatten und haben wir bis dato nicht (mehr) gehabt!

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