Mittwoch, 2. Februar 2011

Ode an die Leitstelle

Meinen Beitrag über die Leitstelle will ich mit einem kleinen Höhepunkt der Dichtkunst beginnen (bitte dazu als Hintergrundmusik ein Streich-Quartet-Ensemble vorstellen, vorgetragen mit der Stimme von Georg Danzer):


Nicht immer kann man alles wissen,
Wohin wir mit Patienten müssen,
Die Bettenbuchung: eine Plage,
Wohin? Entscheiden! Eine Qual!
Doch: Wer hat die Antwort auf die Frage?
Das Journal, das Journal!

Die Leitstelle, gar ungeheuer,
so muss es sein im Fegefeuer,
wo Scherz und Witz sich wild vermehren
und böse Blicke sich verschwören.
Ein wenig Licht erhellt es fahl
Das Journal, Das Journal!

Das trübe Licht vom Monitor
das zusätzlich den Raum erhellt
trägt dazu bei, dass noch bevor
sie untergeht, die schnöde Welt
man weiß was heut gegessen wird.
So wird die Liste disponiert
an einen, der es bringt, das Mahl.
Für’s Journal, für’s Journal!

Gesättigt kehrt Zufriedenheit
und Ruhe ins Journal mit ein
So einfach können diese Leut’
erneut uns eine Hilfe sein.
Senior’nalarm und Krankenpfleger,
die Rettung und das Pensenheim
sie alle können darauf bauen:
Der Journaler kann’s zusammenreim’
Und wird nach einem Auto schauen,
das wiederum – gut informiert
weil das Journal schnell disponiert
- ein bisschen diese Welt hier rettet
und dafür sorgt, dass gut gebettet,
ein jeder hier behandelt wird.
Und wenn dem Sani wieder mal
Nicht einfallen will welch Wort und Zahl
Gebraucht wird für die Bettenbuchung
Dann – sagen wir es im Choral:
Wer hilft auch hier?
Das Journal!

Auch hier will ich mit meiner ersten Erinnerung ans Journal beginnen: Ich bin an einem Samstagnachmittag da drin gestanden um meine Dienstnummer zu erfragen. Ein mittlerweile pensionierter Kollege hat mich gefragt, ob ich denn noch keine Dienstnummer hätte. Ich habe erklärt, dass ich eben diese Dienstnummer erfragen will weil ich vermute dass ich schon eine Dienstnummer zugeteilt bekommen habe, diese mir jedoch noch nicht mitgeteilt wurde. Daraufhin fragte er mich, warum ich mir denn diese nicht holen würde, woraufhin ich sagte dass ich ja gerade dafür hier sei. Die Diskussion ging in etwa 7 Minuten, die restlichen Leitstellendisponenten haben sich scheckig gelacht, bis man mir endlich gesagt hat: 67423. Meine Dienstnummer. Mittlerweile haben sich die Zahlen ein bisschen geändert, aber ich liebe sie sehr!

Dass man manchmal abschätzig auf die Leitstelle blickt, mag das Ergebnis des Arbeitsflusses sein. Ich denke, dass es hierbei auch eine Rolle spielt welchen Zugang man zur Leitstelle von seinen Praxisanleitern kennenlernt. Mein persönlicher Eindruck ist, dass „junge“ Kollegen vielfach mit dem Gefühl in ihre Sanitäterrolle wachsen, dass sie ja die eigentlich Wichtigen sind und die Leitstelle macht halt einfach ein paar Telefonate und damit ist es erledigt. Aber so ist es ja nicht und wenn man mal ein bisschen der Leitstelle zusieht… Nun ja, also ich möchte nicht mit ihnen tauschen.
Nichts desto weniger möchte ich hier eine Lanze für die Leitstelle brechen, die – egal womit man anruft – mit Rat zur Seite steht. Sei es, weil man unsicher ist wohin man die Patienten bringen soll oder wie es Abrechnungstechnisch aussieht. Ein kurzer Anruf reicht und man kennt sich wieder aus. Klar kann es passieren, dass man sich mal über die Leitstelle ärgert. Aber wir sind alle nur Menschen und ich will gar nicht wissen wie oft sich die Leitstelle über die Sanis ärgern muss, wegen der fehlenden Kompetenz. Schließlich gelangen ja auch viele Beschwerdeanrufe an die Leitstelle. Und hier dann diplomatisch zu reagieren und dabei zu versuchen die Kollegen aus dem schlechten Licht wieder zurückzurücken ist keine einfache Sache.

Für mich persönlich ist es auch immer ganz tröstlich zu wissen, dass - wenn alle Stricke reißen – hier immer noch die Nummer der Leitstelle ist, an die ich mich wenden könnte wenn ich so gar keine Idee habe und nicht in der Stimmung bin, mit dem Patienten und dessen Behandlung zu experimentieren. Quasi ein Souffleur für die kleine Notfallsituation zwischendurch.

Zum krönenden Abschluss die Linkempfehlung: http://lstsim.de/

Da kann man mal selbst ein bisschen Leitstellenluft schnuppern!

In diesem Sinne: Give a little respect!

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