Freitag, 11. Februar 2011

Darf ich vorstellen: das ist der Tod. Grüß Gott!


Die Reanimation als Königsdisziplin wird von vielen Kollegen heiß ersehnt. Alle fragen sich wie es wohl ist, alle traktieren Puppen und Übungsdefis und fiebern dem Ernstfall entgegen. Wann dürfen sie Helden sein, wann ist es endlich so weit dass sie ein Leben retten? Die Kollegen, die es schon gemacht haben, sind dann aber auf einmal ganz cool. Ja, war anstrengend. Ja, war aufregend. Aber es war bei weitem nicht so wie erwartet. Auch fühlt man sich nachher nicht wie der Held der Nation sondern eher wie ein Statist in einem schlechten Film. Präklinisch weiß man ja auch nie so recht wie das nun weitergeht, ob derjenige den Weg ins Krankenhaus noch schafft oder wie die Pflege im Krankenhaus dann weitergeht. Weil ich selbst noch nie reanimiert habe und dennoch für den Ernstfall gewappnet sein möchte, fahre ich bei der Totenbeschau mit. Ich bin der Meinung dass die Reanimation nur noch halb so aufregend ist, wenn man mal tatsächlich eine Leiche gesehen hat. Einen richtigen, echten, toten Menschen. Ich bin auch gerade sehr euphorisch, da ich letzthin meinen Praktikantenstatus hinter mit gelassen und mit dem Arzt gemeinsam ohne Hilfe eine Leiche besichtigt habe. Gut war das. Da war ich sehr stolz drauf. Pupillen kontrolliert, auf Leichenflecken gedrückt, Leichenstarre geprüft, gedreht, gewendet, Bürokram. Danke und auf Wiedersehen.
Ich kann daher all jenen Sanis, die ihrer ersten Reanimation mit einer gewissen Aufregung entgegen sehen nur nahelegen: Fahrt mal Totenbeschau. Beschäftigt euch mit dem Tod als biologischen Prozess, versucht die Emotionen außen vor zu lassen und einen professionellen Blick auf den toten Körper zu wahren. Denkt nicht an Schicksale und trauernde Angehörige sondern an einen Arbeitsfluss, der eingehalten wird.
Wenn man den Tod bereits kennengelernt hat, ist die Reanimation plötzlich nur noch ein „Werkzeug“.
Mir ist das mit der Reanimation immer noch egal. Ich habe mittlerweile so viele verschiedene Tote gesehen, dass mich die Herzdruckmassage gar nicht mehr so fasziniert – obwohl ich schon froh bin, wenn ich mir bzw. uns allen Stress ersparen kann.
Berührend hingegen fand ich es mit einem Patienten zu sprechen, den ich (nachdem er erfolgreich reanimiert wurde im Dezember) in ein Rehabilitationszentrum transportieren durfte. Mit einem Menschen, der diese Prozedur überlebt hat, zu sprechen und zu sehen wie dankbar er für sein Leben ist, das war schon beeindruckend. Reanimiert wurde er übrigens mit dem AutoPulse:


Seit kurzem ist das „serienmäßig“ auf allen Autos der Wiener Rettung. Einer Studie zufolge ist das Ergebnis genauso gut wie wenn „von Hand“ reanimiert wird.

Ein gutes Buch hierzu ist „Die fabelhafte Welt der Leichen“ von Mary Roach. Für alle Wiener: Am besten in der Hauptbibliothek ausborgen! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen