Mittwoch, 1. Dezember 2010

Frauen und Rettungsdienst



Den Männern gehört die Rotlichtszene, den Frauen die Blaulichtszene.
("Liesi")


Frauen im Rettungsdienst
Eigentlich eine gute Sache, eilt uns Frauen doch der Ruf voraus, besonders einfühlsam und sozial zu sein. Außerdem, in Zeiten der Gleichberechtigung, dürfen Brüste und Vagina keine Barriere darstellen. Es ist nun also wirklich nicht unpraktisch eine Frau dabeizuhaben. Gerade bei Vergewaltigungs-Geschichten, häuslicher Gewalt oder schwangeren Patientinnen ist es immer gut die Sanitäterin dafür abzustellen. Grundsätzlich gibt es auch hier wieder zwei Typen von Frauen, die sich von der Uniformsache anziehen lassen.
Die, die wirklich arbeiten wollen – und die, die es genießen unter so vielen Männern zu sein und ein bisschen den „Schlumpfinen“-Bonus auszuspielen.
Die erstgenannten genießen den gleichen Respekt wie jeder andere Kollege. Letztgenannte werden über ihren Schlumpfinenstatus nie hinauskommen. Das sind dann jene Frauen, die auf gegenderte Berufsbezeichnungen wert legen, eigene Aufenthaltsräume einfordern und auch sonst versuchen, jede Menge Extra-Wünsche durchzusetzen. Da ich selbst eine Frau bin, darf ich mir diese Meinung ohne Umschweife erlauben: Ich finde es furchtbar wenn ich sehe dass Frauen das Tragen von Patienten von vornherein verweigern oder körperlich belastende Arbeiten ihren männlichen Kollegen abgeben. Niemand kann erwarten dass jeder alles tragen kann und es gibt auch zivildienstleistende Kollegen die einfach zu schmächtig sind. Aber – verdammt noch mal – wir sind ein Team! Und wenn da von Seiten der weiblichen Kollegen nicht mal die Bemühung da ist, die Arbeit auch als Team zu erledigen, wo soll das dann hinführen? Ein solches Verhalten ist Gift für jede bisherige Leistung in Sachen Gleichberechtigung. Den Respekt und die Achtung meiner Kollegen bekomme ich nicht, indem ich sie zwinge mir „RettungssanitäterIN“ auf die Uniform zu schreiben, sondern indem ich zumindest das gleiche leiste wie sie.

Frau vom Rettungssanitäter
Als Frau eines Rettungssanitäters hat man es nicht leicht. Entweder muss man sich ständig Geschichten von Patienten, Ärzten und Einsätzen anhören, oder man muss damit leben dass über die Arbeit zu Hause nie gesprochen wird. Eine strikte Trennung ist jedoch kaum möglich, sind doch viele Sanitäter privat auch sehr mit der Materie verwachsen, oder zumindest mit ihren Kollegen in Kontakt. Man trifft sich auf Parties (oder besucht die gutaussehende Krankenschwester nach Dienstschluss, natürlich ohne Gattin - was Liebschaften angeht ist man nicht besonders „organisationsloyal“). Weibliche Sanitäter sind hiervon übrigens absolut nicht ausgenommen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Es gibt ihn natürlich auch, den anständigen, braven Sanitäter, der seine Holde nicht betrügt und im Nachtdienst nicht den Prostituierten nachstiert. Aber über diesen Typus lässt sich nicht so gut schreiben.
Wenn man die Frau eines Sanitäters ist, darf man nicht heikel sein und muss mehr oder weniger mit all diesen Dingen dealen können. Je weniger Ansprüche man stellt, desto leichter macht man es sich selbst. Nach meiner Erfahrung funktioniert nur die Version „Ganz oder gar nicht“ – wo man als Frau entweder selbst in der Materie Medizin/Soziales drin steckt, oder überhaupt nichts damit zu tun hat. Ein Mittelding ist für beide Partner auf Dauer unbefriedigend. Ausnahmen bestätigen die Regel. Für jene Frauen, die absolut nichts damit am Hut haben, nenne ich hier ein paar Empfehlungen, eben nach meiner Erfahrung. Garantie auf Erfolg gewährleiste ich jedoch nicht.

# Seien Sie tolerant. Tolerant gegenüber schlechter Laune, schweigsamer Apathie, ausufernder Räubergeschichten und vulgärer Cholerik, miserablen Schlafrhythmen und ungünstiger Schichtdiensteinteilung.

# Lassen Sie sich aber auch nicht verarschen. Stellen Sie Regeln oder Bedingungen auf, damit auch Sie nicht untergehen. Sanitäterfrauen müssen zwar eine hohe Toleranzschwelle mitbringen, haben aber auch ein Recht auf ihre eigene Lebensqualität und sind nicht die emotionalen Mülleimer ihrer Partner. Aufgestellte Regeln müssen eingehalten werden. Allerdings von beiden. Beispiel: Ein gemeinsamer Abend die Woche wo man sich einen Film ansieht und nicht über die Arbeit redet und einfach nur ein normales Pärchen ist.

# Kein Ultimatum. Zwingen Sie Ihren Mann niemals sich zwischen Ihnen, der Arbeit, den Kollegen oder sonst was zu entscheiden. Berufssanitäter – also Menschen, die sich zum Sanitätsdienst per Definition berufen fühlen – werden sich nicht über derlei emotionalen Druck freuen. Und ob Sie dann mit den Folgen leben wollen, stelle ich so oder so in Frage.

# Machen Sie sich nicht von ihm abhängig. Sie werden oft alleine sein, bewahren Sie daher eigene Hobbies und Interessen, denen Sie nachgehen können während ihr Liebster Dienst hat. Schichtdienste sind für gemeinsame Unternehmungen nicht förderlich.

# Sorgen Sie für Entspannung. Dies fängt beim Essen an, da die meisten Sanitäter nicht die Möglichkeit haben sich während des Dienstes ausgewogen zu ernähren – aber zwangsbeglücken Sie ihn auch nicht. Die Quintessenz dieses Absatzes ist: Wenn er sich freut nach Hause zu kommen, haben Sie gewonnen. Mit welchen Mitteln Sie dies erreichen bleibt ganz Ihnen und der „maslowschen Bedürfnispyramide“ überlassen.

Mag sein dass das nun sehr sexistisch und ganz und gar nicht modern und aufgeschlossen ist, aber das ist nun mal die Realität. Dreieinhalb Jahre Beziehung mit einem Berufssanitäter der Gemeinde Wien haben mich dies gelehrt (und ich zähle zu den Glücklichen, die selbst in die Notfallmedizin verliebt sind und sich für Räubergeschichten und cholerische Anfälle über unfähige Heimhilfen begeistern können und das ganz und gar nicht befremdlich finden).

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