Dienstag, 21. Dezember 2010

Krieg der Kreuze?

In manchen Medien wird ja gerne kolportiert, dass ein großer Kampf zwischen den Organisationen herrschen würde. Nun, natürlich will sich jede Dienststelle auf die Schulterklopfen und den ultimativen Superlativ für sich pachten. Die bestausgerüstetsten Autos, Platz Eins bei den Transporten, die meisten Ambulanzdienste bei Großveranstaltungen,... Diese Liste lässt sich beliebig weiterführen. Unter'm Strich machen aber alle das Selbe und wenn man sich trifft, grüßt man sich. Meistens. Spöttisch wird dann vom "roten Plus", dem "Samenritterbund" und dem "Unfall-Johann" gesprochen. Steht man dann vor den Kollegen, weiß man meist nicht mehr was man außer "...Hallo." sagen soll. Als Frau hat man es da natürlich auch schon rein durch den Flirt-Faktor so viel einfacher, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Aber ich habe mir erzählen lassen, dass das als Mann auch funktioniert. Ohne Flirten versteht sich.
Small-Talk mit eben diesen Kollegen kann aber erfreulich erfrischend sein und im Grunde denken sich die ja ziemlich sicher das gleiche wie wir - nur, dass sie eben anders verkleidet sind.

Was ist da jetzt also die große Angst hinter der andren Organisation? Dass sie uns die Patienten wegnehmen? Vollkommener Blödsinn. Nachdem die Krankentransportnachfrage das Angebot an Rettungsautos tendentiell übersteigt, muss man sich also um Nachschub keine Gedanken machen. Und der Leitstelle der Wiener Rettung ist vollkommen egal welche Farbe die Nummer hat, an die sie einen Transport oder Einsatz abgibt. Gefragt ist hier das sog. "Einzugsgebiet" und ob ein freies Auto da ist.

Fürchten wir nun also, dass die andren so viel schlechter ausgebildet sind als wir? Auch nicht richtig. Rettungssanitäter werden nach den ERC-Richtlinien ausgebildet und die gelten für alle Organisationen gleichermaßen.

Eigentlich ist es (zumindest als arbeitender Sanitäter) komplett verrückt in Kollegen - die uns vermutlich die Arbeit deutlich erleichtern weil sie ja auch arbeiten - einen Konkurrenten zu sehen. Das sollte der Presseabteilung und der Buchhaltung überlassen werden.  So oder so lohnt es sich, auch einmal zu den anderen Organisationen zu schauen bzw. Kontakt aufzunehmen. Viele bieten beispielsweise Fortbildungen an, die es bei der eigenen Organisation nicht gibt und im Sinne der Fortbildungspflicht ist das ja ganz und gar in unser aller Interesse.Aber auch der banale Austausch mit Kollegen bei der Zigarette danach (also, nach dem abgeschlossenen Transport) wirkt oft Wunder.

Fazit: Natürlich gibt es die verblendeten Hard-Liner, die meinen "nur meine Farbe ist die richtige" aber das kennt man ja auch von den vielen anderen Vereinen im Bereich Sport, Politik, Religion und was es da sonst noch gibt. Davon sollte man sich jedoch nicht blenden lassen. Das Leben wird so viel einfacher wenn man nicht hinter jeder vermeindlich fremden Uniform einen Feind sieht sondern einen Kollegen, der genau den selben Job macht wie wir - und der vielleicht genauso hofft, dass wir ihn nicht böse anblinzeln sondern freundlich/neutral grüßen.

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